Von Stressprävention bis Safety Day: Wege zu mehr Sicherheit und Gesundheitsschutz im Betrieb
Wie Unternehmen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz nachhaltig stärken können, zeigte die ERFA-Tagung der Branchenlösung Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am 29. April 2025 an der OST in Rapperswil. Mit frischen Ideen, praxisnahen Ansätzen und anregendem Austausch erhielten die Teilnehmenden wertvolle Impulse – von der Stressprävention bis zur erfolgreichen Umsetzung von Safety Days.
Stress und Burnout – jetzt handeln
Den Auftakt machte Arbeitsarzt Claude Sidler mit einem Vortrag zum Thema «Stress und Burnout». Laut einer Swica-Studie von 2022 werden rund 50 % der psychisch bedingten Krankheitsfälle durch Konflikte am Arbeitsplatz verursacht. Solche Ausfälle dauern im Schnitt 218 Tage und verursachen Kosten von 500 bis 800 CHF pro Tag. Hauptursachen sind Unterbrechungen, hoher Druck und Terminstress. Entscheidend zur Vorbeugung ist Handlungsspielraum: Wer selbstbestimmt arbeitet und Unterstützung erhält, bleibt belastbarer. Ein Selbstcheck kann helfen, die eigene Anfälligkeit einzuschätzen. Besonders gefährdet sind Personen, die mit grossem Engagement und Perfektionismus arbeiten. Wer sich stark mit seiner Tätigkeit identifiziert und hohe Ansprüche an sich selbst stellt, ist eher Burnout-gefährdet. Im Gegensatz dazu sind Menschen, denen die Arbeit gleichgültig ist, weniger anfällig. Zur Vorbeugung empfahl Siedler: Perfektionismus abbauen, Nein sagen lernen und aktiv Hobbies pflegen. Sport und Bewegung senken Stress ebenso wie entspannende Tätigkeiten. Siedlers Fazit: Wer seine Stressquellen kennt und für Ausgleich sorgt, bleibt belastbarer.
Rechte und Pflichten von Sicherheitsbeauftragten
Eric Montandon, Leiter der ASA-Fachstelle bei der EKAS, machte deutlich, wie zentral Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für Unternehmen sind. In der Schweiz ereignen sich jährlich rund 859’000 Unfälle – mit Folgekosten von über 5,5 Milliarden Franken. Ein gut strukturiertes Sicherheits- und Gesundheitsschutzsystem ist unerlässlich, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Unfälle zu vermeiden.
Montandon erläuterte die verschiedenen Verantwortungsstufen im Unternehmen: Die Gesamtverantwortung für die Arbeitssicherheit liegt immer beim Arbeitgeber – sie kann nicht delegiert werden. Linienvorgesetzte, wie Abteilungs- oder Betriebsleiter, tragen die Verantwortung für die Sicherheit in ihrem Bereich. Sicherheitsbeauftragte übernehmen die Fachverantwortung: Sie unterstützen aktiv, indem sie beispielsweise eingreifen, wenn Schutzvorschriften wie das Tragen von Schutzbrillen nicht eingehalten werden.
Arbeitgeber können Aufgaben im Bereich Arbeitssicherheit an Mitarbeitende übertragen. Dafür müssen sie sicherstellen, dass diese ausreichend geschult sind und genügend Zeit für ihre Aufgaben erhalten. Wichtig bleibt: Die Gesamtverantwortung für die Sicherheit im Betrieb verbleibt stets beim Arbeitgeber.
Workshop: Safety Day
Nach der Mittagspause leitete Mathias Reber, Inhaber der reber prevention, einen praxisorientierten Workshop zum Thema Safety Day. Ziel war es, Teilnehmende zu motivieren, solche Veranstaltungen im eigenen Betrieb umzusetzen. In Gruppen wurden Ideen gesammelt, wie Sicherheitsbewusstsein und Teamgeist gestärkt werden können. Themen reichen von Fluchtwegen über Erste Hilfe bis zu Arbeiten in der Höhe. Bei der Planung eines Safety Days stehen Unternehmen vor Herausforderungen wie der Kosten- und Zeitplanung, der Motivation der Geschäftsleitung und der Logistik. Reber zeigte auf, wie wichtig es ist, externe Anbieter für präventive Schulungen zu integrieren, um die Veranstaltung effektiv zu gestalten. Er stellte ausserdem einen praktischen Leitfaden vor, der den Teilnehmenden hilft, Safety Days erfolgreich im eigenen Betrieb umzusetzen. Fazit: Ein gut organisierter Safety Day senkt Risiken und fördert zugleich Engagement und Sicherheit.
Blick in die Zukunft
Zum Abschluss der Tagung nahm Sicherheitsingenieur Bruno Albrecht die Teilnehmenden mit auf eine Betrachtung künftiger Herausforderungen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Er verdeutlichte die Notwendigkeit, sich kontinuierlich mit den zukünftigen Anforderungen auseinanderzusetzen, um auch langfristig ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten.
► Erste ERFA-Tagung verpasst?
Kein Problem! Seien Sie am 11. September 2025 bei der nächsten ERFA-Tagung in Olten dabei – mit den gleichen spannenden Themen rund um Stressprävention, die Rechte und Pflichten von Sicherheitsbeauftragten sowie die Organisation eines Safety Days. Freuen Sie sich auf wertvolle Impulse für Ihre Praxis. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Die ERFA-Tagung wird mit 2 Fortbildungseinheiten der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitssicherheit (SGAS) angerechnet.
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Wir bilden auch KOPAS aus!
Die KOPAS-Grundausbildung zur Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ist für jede Person obligatorisch, die neu eine solche Aufgabe übernimmt. Sie besteht aus zwei Teilen: Zunächst absolvieren die Teilnehmenden ein E-Learning-Modul, um sich optimal auf die Präsenzschulung vorzubereiten. Anschliessend folgt die praxisnahe Grundausbildung vor Ort – mit vielen Übungen an Maschinen und Erfahrungsaustausch. Die letzte Durchführung fand am 8. April 2025 im KATZ statt. Dabei übten die Teilnehmenden unter anderem die Gefährdungsermittlung an einer Spritzgussmaschine mit Checklisten und den Umgang mit Sicherheitsdatenblättern.
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